2013/04/19

Anti-Helden: SanDisk Ultra microSD-Karten


Aufgrund der Leistungsdaten der GoPro HD Hero 3 Black Edition rücken (leider für mich unerwartet) nun Speicherkarten plötzlich in den Fokus. Mit Auflösungen von 2700x1520 Pixeln bei 25 Bildern pro Sekunde und aktiviertem Protune drängen bei der Hero 3 Black Edition bis zu 45 Mbit pro Sekunde auf die Speicherkarte. Das sind zwar weniger als 6 MByte/s, aber eben im schreibender Richtung. Laut GoPro ist hierfür eine microSD-Karte der Klasse 10 oder neu U1 erforderlich. Alles doch kein Problem, solche Karten gibt es doch von etlichen Herstellern im Handel... Tja, leider doch ein richtig übles Problem.

Hinweis: Dieser Bericht beschreibt meine Erfahrungen mit bestimmten Produkten. Er stellt in keiner Weise eine Empfehlung dar. Zudem bin ich in keiner Weise mit einer der genannten Firmen verbunden, weder geschäftlich noch privat, mit der Ausnahme, dass ich Kunde bin.
Unversehens sind GoPro samt Anwendern in einen netten Schlamassel geraten, den uns diverse Hersteller von Klasse-10-Karten bescheren. Deren Karten können nämlich die erforderliche Schreibrate nicht auf längere Zeit halten, sondern zeigen teilweise massive Einbrüche, die durch interne Reorganisationen ausgelöst werden. Die Kamera hat jedoch nicht genug Pufferkapazität (das sind schon immerhin etliche zehn MByte dem Vernehmen nach) und die Karten zuwenig Schreibreserven, so dass die Hero 3 Black Edition zwangsweise die Aufnahme abbrechen muss.

Fantasieperformance & Lahme Schreibe


Aufgrund der schlampig definierten Anforderungen an microSD-Karten der Klasse 10 beziehungsweise U1 sind die Hersteller solchen Gelumps auch fein raus ... was aber dem Kunden nichts hilft. Wie soll er bitteschön vor dem Kauf eine geeignete Karte erkennen? Und was passiert, wenn die Karte etwas altert, funktioniert sie dann immer noch ausreichend schnell? Und selbst, wenn ein Hersteller tatsächlich nicht alleine mit gigantischen Leseraten vorzugsweise in MBit/s wirbt, sondern auch Schreibraten angibt, ist noch lange nicht alles klar.

Der Knackpunkt sind nämlich die Transferblockgrößen, mit denen die Kamera arbeitet. Leider sind hier keine Daten für die GoPro HD Hero 3 Black Edition gesichert, es wird aber in Foren vermutet, dass mit der jeweiligen Blockgröße des Dateisystems geschrieben wird. Bei einer 32GB-Karte mit FAT32 wären das dann 32kByte. Dazu später mehr.

Hütchenspiel: Welche Ultra ist es denn?


Nachdem GoPro selbst microSD-Karten der Marke SanDisk Ultra im hauseigenen Online-Shop anbietet, bin ich davon ausgegangen, dass diese Karten geeignet seien. Beim Einkaufen stellte ich dann fest, dass es zwei verschiedene Varianten der SanDisk Ultra gibt, die anhand der Karte selbst nicht zu unterscheiden sind, sondern nur durch die Blisterverpackung.
  • für Kameras ... laut SanDisk bis FullHD mit 30 Bildern/s,
  • für Mobilgeräte ... laut SanDisk bis FullHD. Diese Variante ist an einem groß aufgedruckten grünen Androiden auf der Verpackung erkennbar.
Gaaanz toll ... und welche Karte nimmt man nun? Vor einigen Wochen sickerten Berichte mit Problemen mit eben diesen SanDisk Ultra-Karten durch: Ausfall der Karten und Datenverlust beim Einsatz in Smartphones und Tablets (siehe beispielsweise bei Heise mobil). SanDisk bietet inzwischen an, fehlerhafte microSD-Karten umzutauschen. Dazu gleich mehr.

Ich habe inzwischen vier 32GB-Karten sowie zwei 16GB-Karten des Typs SanDisk Ultra für Mobilgeräte. Eine erste Probemessung von zwei 32GB-Karten mit einem Messprogramm unter Windows ergab eine absolut schlechte Schreibleistung, die im Mittel bei circa 5.5MByte/s lag und damit nur ganz knapp an der Mindestanforderung. Sichtbar waren jedoch auch deutliche kurzzeitige Einbrüche der Schreibleistung. Mit anderen Worten: diese Karten können funktionieren, aber nicht unbedingt zuverlässig. Und in der Tat, beim Dauertest in meinen HD Heros 3 Black Edition kam es immer wieder zu Abrissen, die Aufnahme stoppte einfach.

Zwei 32GB-Karten sind inzwischen nachweislich zu lahm und führen in meinen Kameras zu Abbrüchen beim Filmen. Der SanDisk-Support hat mir zunächst einmal empfohlen, doch die Firmware der Heros zu aktualisieren. Guter Mann, was glaubst Du wohl, was ich schon längst getan habe? Aber dann bot er mir den Austausch an: entweder über den Händler (kostenlos für mich, der Händler wird darüber «begeistert» sein) oder über SanDisk direkt ... dann schön auf meine Kosten in die Tschechei schicken. Ich habe mir meinen Teil gedacht und die Karten dem leicht widerwilligen Händler zurückgegeben und für das Geld microSD-Karten eines anderen Herstellers erworben. Mal sehen, wie die so funktionieren...

Einen Eindruck mögen die folgenen Messungen vermitteln ... diese sind mit Vorsicht zu genießen, geben aber mit Sicherheit schon die Richtung sehr gut vor.

Schreibleistung mit 32kB Blöcken


SanDisk Ultra microSD 32GB for Android/smartphones:
32kByte write block performance.

Schreibleistung mit 64kB Blöcken


SanDisk Ultra microSD 32GB for Android/smartphone:
64kByte write block performance.

Analyse


Man sieht sehr schön, dass die Performance massiv durch die Blockgröße zumindest in dem uns interessierenden Bereich beeinflusst wird. Aber ausgerechnet bei 32kByte Schreib-Blockgröße oszilliert der Durchsatz der Ultras ganz deutlich. Damit ist wahrlich kein Blumentopf zu gewinnen. Kein Wunder, dass es diverse Problemberichte in den einschlägigen GoPro-Foren gibt.

Diese Messungen sowie von etlichen anderen GoPro-Kunden durchgeführte Messungen stützen recht gut die Annahme, dass die HD Hero 3 Black Edition mit 32kByte großen Blöcken arbeitet. Würde die Hero 3 mit größeren Blöcken arbeiten (was ja unabhängig von der FAT32-Blockgröße möglich ist), dann dürften die beobachten Abrisse beim Filmen ja gar nicht auftreten dürfen: die Messungen ergeben ja eine deutliche Reserve zur benötigten Mindestdatenrate von circa 5,6MB/s.

Ich bin gespannt, ob GoPro vielleicht angesichts des Desasters mit SanDisk eine Firmware herausbringt, die mit größeren Schreibblöcken arbeitet ... was aber möglicherweise dann wieder andere unerwünschte Seiteneffekte haben könnte.

Fazit


Zwei der SanDisk Ultra 32GB-Karten, die bei den Tests durch Störungen auffielen, habe ich inzwischen beim Händler zurückgegeben. Stattdessen habe ich zu einem anderen Fabrikat gegriffen und bin gespannt, welche Überraschungen ich damit wohl erleben werde. Fortsetzung folgt...

Keine Kommentare: