2013/10/03

Effektive Videobearbeitung von 2.7K-Videomaterial in Kdenlive

Das Arbeiten mit «hochbittigem» Videomaterial aus einer GoPro HD Hero 3 Black Edition frisst Rechnerleistung ohne Ende. Immerhin müssen in einer Über-HD-Auflösung wie 2700×1520 bei aktiviertem Protune rund 45MBit pro Sekunde verarbeitet werden. Während man im Videoeditor das Material sichtet, schneidet, farblich nachbearbeitet und schärft, sind derartige Datenraten aber leider noch zuviel des Guten, um verzögerungsfrei arbeiten zu können. Zum Glück hat Kdenlive Abhilfe an Bord...

Abhilfe dank Proxy-Clips


Kdenlive kennt sogenannte «Proxy-Clips»: das sind abgespeckte Kopien der Ausgangs-Videoclips in einem Projekt. Das Abspecken geschieht dabei typischerweise sowohl im Hinblick auf die Bildgröße als auch die Datenrate. Deshalb kann Kdenlive dann mit diesen Proxy-Clips wieder recht zügig arbeiten. In aller Regel ist der Umgang mit den Proxy-Clips völlig transparent; bis auf die spürbar höhere Arbeitsgeschwindigkeit. So soll es ja auch sein.

Von Haus aus bringt Kdenlive schon ein paar sogenannte Profile für Proxy-Clips in verschiedener Größe und Bitrate mit. Ich finde sie allerdings für meine Arbeit weniger geeignet. Deshalb zeige ich hier einmal, wie ihr euch selbst recht einfach neue Profile für Proxy-Clips anlegen und nach Lust und Laune aufbrezeln könnt.

Anmerkung: Die Stellvertreter-Videos, auch Proxy-Clips genannt, werden übrigens nur für die Arbeit im Videoeditor benutzt. Sobald ihr das endgültige Video erzeugen («rendern») lasst, dann verwendet Kdenlive das originale Videomaterial in der vollen Auflösung und mit der originalen Bitrate.

Kodierprofil für Proxy-Clips anlegen


Als erstes müssen wir uns ein sogenanntes Kodierprofil in kdenlive anlegen. In diesem stellen wir ein, in welchem reduzierten Format die Stellvertreter-Videos durch kdenlive automatisch angelegt werden sollen. Ich zeige hier beispielhaft ein Kodierprofil, das auf meinem Rechner (einem i5 Quadcore) gut einsetzbar ist. Je nach dem jeweils verwendeten Rechner muss man hier dann noch eigene Anpassungen vornehmen.

Mein Kodierprofil ist nicht auf maximale Leistung ausgelegt, das lässt sich bestimmt noch einiges herausholen. Mein Schwerpunkt liegt auf einem einfach funktionierendem Profil, dass lieber etwas weniger Speicherplatz belegt und trotzdem noch halbwegs benutzbare Stellvertreter-Videos produziert.

1. Kdenlive: Standardeinstellungen für's Projekt


Menü Einstellungen,
Punkt Kdenlive einrichten,
Thema Standardeinstellungen für das Projekt.
Also, auf geht's. In Kdenlive wählt ihr im Menü Einstellungen den Unterpunkt Kdenlive einrichten. Es erscheint daraufhin der Dialog Einrichten, in dessen linker Hälfte ihr das Thema Standardeinstellungen für das Projekt auswählt.

Der für uns interessante Teil ist der rechte Abschnitt mit einem Ankreuzelkästchen Proxy-Clips. Den bitte ankreuzen.

Dann bitte direkt darunter ebenfalls ankreuzen, dass diese Proxy-Clips für alles Videomaterial erzeugt werden, das höher als 1000 Pixel ist.

Außerdem müssen wir jetzt noch ein neues Kodierprofil anlegen. Dazu bitte auf den Schraubenschlüssel klicken, der ganz rechts in der Zeile Kodierprofil zu finden ist.

2. Kodierprofile verwalten


Kodierprofile verwalten.
Wir landen daraufhin in einem weiteren Dialog zum Verwalten unserer Kodierprofile. Achtet bitte darauf, dass oben hinter Bearbeiten der Profile für auch wirklich Proxy-Clips ausgewählt ist. Wenn nicht, dann bitte korrekt auswählen.

Ihr werdet hier je nach Installation eventuell ein Kodierprofil oder auch überhaupt keines sehen. Egal, wir legen uns sowieso ein ganz frisches an. Dazu bitte auf das +-Zeichen links unten im Dialog klicken.

3. Neues Kodierprofil anlegen


Das neue Kodierprofil.
In dem jetzt erscheinenden Dialog bitte unbedingt einen Profilnamen eingeben ... ansonsten wundert ihr euch, warum nichts funktioniert.

Als Parameter kopiert einfach die Angaben, die ihr hier seht (alles am Stück ohne Zeilenenden):Videos

-f mpegts -acodec libmp3lame -ac 2 -ab 128k -ar 48000 -vcodec mpeg2video -g 5 -deinterlace -s 1080x720 -vb 4000k
Dieses Kodierprofil erzeugt also MP2-Videomaterial mit MP3-Tonspur in einer Auflösung von 1080×720 und maximal 4MBit/s. Das entspricht so in etwa dem, was aus einer Hero mal ursprünglich als handliches Videomaterial herauskam, allerdings niedriger kodiert.

Mit Speichern legt ihr das neue Profil endgültig an. Schließt dann bitte auch den Dialog zum Verwalten der Kodierprofile.

Abschließend legt ihr nun in den Einstellungen fest, dass immer das neue Kodierprofil HQ 720p MPEG für Proxy-Clips benutzt werden soll. Mit Ok übernehmt ihr diese neue Einstellung für Kdenlive.

Schon fertig.

Ein neues Projekt


Neues Projekt für
GoPro Protune Videos beginnen...
Ihr könnt das neue Kodierprofil samt Proxy-Clips gleich einmal ausprobieren. Dazu legt ihr ein neues Kdenlive-Projekt an; bei mir soll das endgültige Videomaterial die Auflösung 1080p bekommen, bei 25 Bildern pro Sekunde. Also nicht gerade Action-Videos im engeren traditionellen Sinne.

Wer es aber schon einmal mit richtig stinkigen Zandern oder einem beleibten Waller (Wels) zu tun bekommen hatte, wird mir zustimmen, dass wir «Action» durchaus auch anders definieren können...

Wichtig ist, dass ihr auch im Projekt wieder das Häkchen bei Proxy-Clips gemacht habt. Das gilt übrigens auch für langjährige CSU-Wähler, auch wenn es verdammt schwer fällt: das Hakerl machsts do bei die Proxy-Clips hie!

Ebenso muss auch angekreuzt sein, dass Proxy-Clips für Videos höher als 1000 Pixel erzeugt werden.

Zuletzt überprüft noch, dass auch das vorhin neu angelegte Kodierprofil HQ 720 MPEG ausgewählt ist. Das passt jetzt alles, also mit Ok bestätigen.

Fügt nun einen oder mehrere Videoclips dem Projekt hinzu, die ihr mit einer GoPro HD Hero 3 am besten in 2.7K und in Protune gefilmt habt. Hoppla, Kdenlive meckert. Aber das ist kein Problem. Wir wollen ja das Material noch nach Bedarf in der Auflösung anpassen. Also einfach mit Ok abnicken und vergessen.

Ihr solltet nun in der Projektanzeige einen Fortschrittsbalken bei jedem der von euch gerade eben neu hinzugefügten Videos sehen. In der Regel wird eurer Rechner nun einige Zeit damit beschäftigt sein, das 2.7K-Protune-Material auf 1080p herunter zu rechnen. Sobald der Proxy-Clip zu einem Videoclip fertig ist, erscheint übrigens ein schwarzes P auf gelbem Grund beim Schnappschussbild des Videoclips in der Projektanzeige.

Wenn ihr nun einen solchen Videoclip in Kdenlive abspielt oder hin- und herspult, dann sollte das nun viel schneller und fast verzögerungsfrei gehen. Wenn ihr genau hinseht, dann seht ihr die geringere Qualität des Stellvertreter-Videos. Im Normalfall stört das nicht, es sei denn, ihr dreht gerade an den Einstellungen des Schärfefilters. Da solltet ihr aber sowieso immer probeweise den betroffenen Abschnitt in endgültiger Qualität berechnen lassen, um eure Einstellungen überhaupt korrekt beurteilen zu können.

Anmerkungen


Abschließend erwähne ich noch, dass ihr den Proxy-Clip für ein Video auch schnell aus- und später wieder einschalten könnt. Das ist zum Beispiel nötig, wenn ihr Proxy-Clips in sehr geringer Qualität benutzt und ihr doch bei einer Szene die Filter präzise einstellen wollt. Oder ihr wollt ein Standbild aus einem Video extrahieren: auch hier müsst ihr unbedingt den Proxy-Clip zuvor ausschalten (zumindest bei den aktuellen Versionen von Kdenlive).

Klickt rechts auf den betroffenen Videoclip in der Projektanzeige: im Kontextmenü findet ihr den Menüpunkt Proxy-Clip, den ihr aus- oder einschalten könnt.

Damit habt ihr nun den ersten wichtigen Schritt gemacht, um Protune-Videomaterial schick verarbeiten zu können. Viel Spaß also mit Kdenlive!

Da ist mehr: Farbpantscherei


Weitere Information zum Arbeiten mit den GoPro HD Heros und Kdenlive findet ihr unter anderem in diesen älteren Beiträgen:

Keine Kommentare: