2012/10/01

Vollmasken-Geplänkel

Keine alltägliche Konfiguration: Vollmaske.

Auf einen speziellen soziologischen Aspekt beim Tauchen speziell mit Vollmasken sollte man sich von vornherein einstellen, denn man wird ihm zwangsläufig immer wieder begegnen.

Hier bleibt die Nase trocken.
(Im Steinberger See, BY/D)
Sobald die Sprache auf das Tauchen mit Vollmasken kommt oder man mit einer solchen Ausrüstung auftritt, wird es richtig interessant, aber leider auch hin und wieder ätzend. Man lernt Leute aufgrund ihrer Reaktionen auf diese spezielle Ausrüstung oftmals sehr rasch viel besser kennen. Wobei manche Taucher ihrem Verhalten nach der festen Meinung zu sein scheinen, dass bei diesem Thema ganz sicher der Sporttaucher mit Vollmaske dringend des psychologischen Beistands bedarf.

Es gilt eine einfache Regel: wem das Tauchen mit Vollmasken nicht zusagt, den zwingt ja keiner. Das Thema ist keine Religion und darf auch zu keiner gemacht werden.

Für mich persönlich hat sich der Einstieg in das Sporttauchen mit einer Vollmaske in jedem Fall gelohnt ... es macht mir einfach viel Spaß. Es ist eine schöne neue Erfahrung, die ich beim Sporttauchen nicht mehr missen möchte. Meine Dräger Panorama Nova Dive hat dabei meine Erwartungen weit übertroffen ... die allerdings als absoluter Anfänger in Sachen Vollmasken wohl kaum hätten wirklich zutreffend sein können.

Im Vollmasken-Nirvana?
(Im Murner See, BY/D)
Insofern mag der nebenstehende Schnappschuss meine entspannte Haltung zum Tauchen mit Vollmaske prägnant illustrieren.

In jedem Fall fällt man als Sporttaucher mit Vollmaske verständlicherweise sofort auf. Wie immer, so lernt man natürlich auch hier den einen oder anderen unangenehmen Zeitgenossen kennen. Des öfteren sind das seltsamerweise hoch brevetierte Ausbilder. Und solche Zeitgenossen wissen ganz genau, warum das Tauchen mit Vollmasken sowas von Bäh ist ‒ aber selbst besitzen sie weder eine Vollmaske, geschweige denn haben sie eine jemals ausreichend betaucht. «Go figure», wie der Anglophile sagt.

Richtig langweilig sind auch die immer wieder ungefragt zum Besten gegebenen Döneken von irgendwelchen Leuten, die sich mit einer Vollmaske beinahe umgebracht haben. Die Faktenlage dazu ist fast immer noch dünner als ein Crêpe. Bitte lest doch ruhig einmal hier Informationen aus einer ersten Hand, die auf eigener Erfahrung beruhen. Und dann erzählt auch immer schön die Geschichten all der CMASler, PAYDIaner, iSSlewiten, et cetera, die sich beim Tauchen ohne Vollmaske ebenfalls beinahe umgebracht haben. Langweilig, gell?
Wenn das Tauchen mit Vollmasken wirklich so gefährlich wäre, dann hätten die Aufsichtsämter dem schon längst den Garaus gemacht: nix mehr mit Vollmaske bei THW, Wasserwacht, Polizei und Co. So toll ist die Entlohnung dort ja auch wieder nicht, dass deswegen die Angestellten ihr Leben wegen einer Vollgesichtsmaske auf's Spiel setzen würden. Aber lieber ignorieren viele Zeitgenossen die Wirklichkeit, damit sie sich weiterhin mit ihrer schön schaurigen Besserwisserei in Szene setzen können. Pfft, wie armselig.
Leider ist dem momentanen Anschein nach korrektes wissenschaftstheoretisches Vorgehen (nicht nur) in der Tauchszene rar gesät, was diverse unausrottbare Verbandsmärchen immer wieder verdeutlichen. Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen, aber es ist eine, nicht von Zeit zu Zeit die eigenen Erkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen und, wenn notwendig, zu korrigieren und eventuell auch zu verabschieden. Das gilt aber genauso auch für meine Informationen hier: fachliches Feedback ist willkommen.

Stattdessen ist die Methode Ex cathedra leider trauriger Standard, bei der der deutliche Geruch von Dogmatismus und absoluter tauchenkirchlicher Authorität den Tauchsport einhüllt. Und da unterscheiden sich die technisch-orientierten Verbände leider überhaupt nicht von den von ihnen verteufelten Breitentauchverbänden. Oder etwas salopp: die Tauchfront für Judäa und die judäische Tauchfront sind alles die gleiche Bagage. Deshalb bekommen pars pro toto PAYDI, iSS und C.M.A.S.H hier ihr wohlverdientes Denkmal.
Abseits all dieses Geplänkels darf beim Tauchen mit einer Vollmaske eine TaucherIn niemals vergessen, dass eine Vollmaske ein anspruchsvolles Ausrüstungsteil und kein Spaßartikel ist. Neben dem korrekten Benutzen ist auch Pflege und Wartung essentiell ... sonst kann es einmal doch gefährlich werden. Schon wegen der vielen Vorurteile sollten wir Vollmaskentaucher daher mit sehr guter Ausbildung und professionellem Umgang mit unserer Ausrüstung glänzen.

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PS: Vielen Dank an Jörg Lucinski und Peter von der Sitt/Sporttaucher Schwandorf für die Bilder. Jörgs Bild entstand im Murner See, BY/D, während eines lockeren Tauchgangs bei erstaunlich guter Sicht. Peters Bild wurde kurz zuvor anläßlich des Süßwasserseminars am Steinberger See, BY/D, aufgenommen. Da sehe ich irgendwie noch aufgeräumt aus, bevor ich zum Filmen in in die Brühe gehe.